Samstag, 18. Oktober 2014
reinhauen
advocatessa, 17:07h
"Du, ich hab da ein Problem." Der nette Kollege, der sein Leben der Strafverteidigung und dem guten Essen widmet. Aber dies ist gar keine Strafverteidigung mehr, die hat schon ein anderer Kollege erledigt, nennen wir ihn mal den Paten. Und das gute Essen, das bleibt einem hoffentlich nicht im Hals stecken, denn der nette Kollege hat wirklich ein Problem.
Vor langer Zeit hatte es einen Autounfall gegeben. Ein Auto war beschädigt worden, und der Halter wollte Schadensersatz von der Haftpflichtversicherung des anderen Fahrzeugs. Die Haftpflichtversicherung vermutete jedoch eine Autobumserei, einen getürkten Unfall. Sie verweigerte die Zahlung und erstattete Strafanzeige. Der Pate übernahm die Verteidigung, er ist ein Spitzenverteidiger. Das Strafverfahren zog sich hin - je länger desto besser für den Beschuldigten - und am Schluss wurde es sang- und klanglos eingestellt, ein voller Erfolg, so gesehen, also aus Strafverteidigersicht. Der Pate gab den Fall an den netten Kollegen ab, um den Rest zu erledigen, also den Schadensersatz bei der gegnerischen Haftpflichtversicherung einzutreiben. Nur dass diese Forderung inzwischen verjährt war.
"Oh nein!"
"Oh doch!" sagt der nette Kollege. "Und der Mandant gibt mir die Schuld dafür."
"Aber es ist doch nicht Deine Schuld. Die Sache war doch schon verjährt, als der Pate sie an Dich übergeben hat, oder?"
"Ja, aber das nützt mir nichts."
"Wieso?" sage ich aufmüpfig, "der Mandant soll sich an den Paten halten, der hat das doch verbockt."
"Dem tut keiner was."
"Der braucht das doch nur seiner Versicherung zu geben."
"Nein. Der wollte mir schließlich einen Gefallen tun, als er mir die Sache abgegeben hat."
"Na toll, und was soll nun werden?"
"Tja,", sagt der nette Kollege leise, "der Mandant wird mir wohl demnächst eine reinhauen, so sieht das leider aus. Der will von mir sein Geld, und das mit der Verjährung ist ihm egal. Ist leider so, da muss ich wohl durch."
"Was? Spinnst Du?" Ich bin ehrlich entsetzt. "Man muss doch irgendwas tun können!" Darüber denke ich noch ein Bisschen weiter laut nach. "Polizei kann man als Anwalt ja nicht um Hilfe bitten..."
"Die lachen sich tot."
"Wie hoch ist denn der Betrag? Sollen wir vielleicht..."
"Nein! Das bringt auch nichts. Dann steht der Typ immer wieder da und hält die Hand auf. Da lass ich mir lieber eine reinhauen," meint der Kollege in fatalistischem Ton.
"Jetzt hör schon auf mit reinhauen! Dann musst Du eben die Klage erheben."
"Die verjährte Klage?"
"Ja! Damit hältst Du den Mandanten hin, und wenn die Klage nachher abgewiesen wird, gibt der vielleicht dem Richter Schuld oder so."
Kommt Zeit, kommt Rat, und morgen ist auch noch ein Tag, hoffentlich.
"Das kenn ich," sagt ein weniger netter Kollege, aus Hamburg. Der hat sich mit meinem Bruder damals auf dem Schulhof geprügelt. Und jetzt vertritt er die Türsteher von der Reeperbahn. "Die standen da alle so um mich rum," erzählt er, "und einer sagt: Deine Rechnung, damit kannst du dir den Arsch abwischen, die bezahl ich nicht."
"Und was dann?"
"Dann kam die Zahnfee!"
"Du meinst ..."
"Ja, klar. Dem hab ich voll eine reingehauen! Soll ich mich jetzt von dem Typen vor all den anderen anpinkeln lassen, oder was? Dann bezahlt keiner von denen mehr meine Rechnungen."
Vor langer Zeit hatte es einen Autounfall gegeben. Ein Auto war beschädigt worden, und der Halter wollte Schadensersatz von der Haftpflichtversicherung des anderen Fahrzeugs. Die Haftpflichtversicherung vermutete jedoch eine Autobumserei, einen getürkten Unfall. Sie verweigerte die Zahlung und erstattete Strafanzeige. Der Pate übernahm die Verteidigung, er ist ein Spitzenverteidiger. Das Strafverfahren zog sich hin - je länger desto besser für den Beschuldigten - und am Schluss wurde es sang- und klanglos eingestellt, ein voller Erfolg, so gesehen, also aus Strafverteidigersicht. Der Pate gab den Fall an den netten Kollegen ab, um den Rest zu erledigen, also den Schadensersatz bei der gegnerischen Haftpflichtversicherung einzutreiben. Nur dass diese Forderung inzwischen verjährt war.
"Oh nein!"
"Oh doch!" sagt der nette Kollege. "Und der Mandant gibt mir die Schuld dafür."
"Aber es ist doch nicht Deine Schuld. Die Sache war doch schon verjährt, als der Pate sie an Dich übergeben hat, oder?"
"Ja, aber das nützt mir nichts."
"Wieso?" sage ich aufmüpfig, "der Mandant soll sich an den Paten halten, der hat das doch verbockt."
"Dem tut keiner was."
"Der braucht das doch nur seiner Versicherung zu geben."
"Nein. Der wollte mir schließlich einen Gefallen tun, als er mir die Sache abgegeben hat."
"Na toll, und was soll nun werden?"
"Tja,", sagt der nette Kollege leise, "der Mandant wird mir wohl demnächst eine reinhauen, so sieht das leider aus. Der will von mir sein Geld, und das mit der Verjährung ist ihm egal. Ist leider so, da muss ich wohl durch."
"Was? Spinnst Du?" Ich bin ehrlich entsetzt. "Man muss doch irgendwas tun können!" Darüber denke ich noch ein Bisschen weiter laut nach. "Polizei kann man als Anwalt ja nicht um Hilfe bitten..."
"Die lachen sich tot."
"Wie hoch ist denn der Betrag? Sollen wir vielleicht..."
"Nein! Das bringt auch nichts. Dann steht der Typ immer wieder da und hält die Hand auf. Da lass ich mir lieber eine reinhauen," meint der Kollege in fatalistischem Ton.
"Jetzt hör schon auf mit reinhauen! Dann musst Du eben die Klage erheben."
"Die verjährte Klage?"
"Ja! Damit hältst Du den Mandanten hin, und wenn die Klage nachher abgewiesen wird, gibt der vielleicht dem Richter Schuld oder so."
Kommt Zeit, kommt Rat, und morgen ist auch noch ein Tag, hoffentlich.
"Das kenn ich," sagt ein weniger netter Kollege, aus Hamburg. Der hat sich mit meinem Bruder damals auf dem Schulhof geprügelt. Und jetzt vertritt er die Türsteher von der Reeperbahn. "Die standen da alle so um mich rum," erzählt er, "und einer sagt: Deine Rechnung, damit kannst du dir den Arsch abwischen, die bezahl ich nicht."
"Und was dann?"
"Dann kam die Zahnfee!"
"Du meinst ..."
"Ja, klar. Dem hab ich voll eine reingehauen! Soll ich mich jetzt von dem Typen vor all den anderen anpinkeln lassen, oder was? Dann bezahlt keiner von denen mehr meine Rechnungen."
... comment
